Behandlungskonzept
Ihr Therapiebegleiter
Spezielle Behandlungskonzepte
Im Folgenden stellen wir Ihnen spezielle Behandlungskonzepte vor, welche in unserer Klinik angewendet werden:
Borderline Behandlungskonzept
= Integratives Konzept kognitiv - interpersonell - verhaltenstherapeutischer Strategien
Wichtigste Therapeutenleistung:
- tragfähige Beziehung
- auf den Therapeuten einlassen ohne Wertung, Vorwurf oder Manipulation
- aufmerksames und unvoreingenommenes Zuhören und Wahrnehmen
- genaues Spiegeln, Identifizieren oder Beschreiben der Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen des Patienten
- Gedanken und Gefühle formulieren, die der Patient nicht verbalisiert
- Identifizierung wesentlicher Lernerfahrungen oder aktueller Ereignisse, die die Reaktionsmuster des Patienten unvermeidlich werden ließen, unterstützen und verstärken
Bio-psycho-soziales Störungsmodell
Konstitutionell angelegte Dysfunktion der Affektregulation
(„emotionale Vulnerabilität“)
(„fehlende emotionale Haut“)
(„Kurzschluss’/’Staudammbruch“)
+
Keine erlernten Fähigkeiten zur Emotionsregulierung
durch ungünstige Lernerfahrungen bei wiederholter traumatisierender
frühkindlicher Beziehungserlebnisse
(„Invalidierungs- bzw. Entwertungssyndrom“)
- Kein Gespür, wann sie ihren eigenen Gefühlen trauen können
- Übernahme der Reaktionen anderer auf die eigenen Gefühle
- Drogen- oder Medikamentenmissbrauch und suizidale, selbstschädigende und impulsive Verhaltensweisen mit affektregulierender Funktion (‘Flucht aus dem Affekt’) (zusätzlich Selbst- und Fremdbestrafung, Warnung)
Drei kognitive Grundannahmen der Borderline-Persönlichkeiten:
- 1. Die Welt ist gefährlich und feindselig.
- 2. Ich bin machtlos und verletzlich.
- 3. Ich bin von Natur aus inakzeptabel.
3 Grundannahmen und dichotomes („Schwarz/Weiß“) Denken und schwacher Identitätssinn führen zu einem komplexen System sich selbstverstärkender kognitiv-interpersoneller Kreisläufe
- Fehlkognitionen
sich-selbst-erfüllende Prophezeiung - Durch ungünstige Sozialisationserfahrungen Entwicklung interpersoneller Schemata, die sich im späteren Leben als dysfunktional erweisen (maladaptive Beziehungszirkel)
Borderline-Kennzeichen:
Spaltung: dichotomes Denken („Entweder - Oder“)
Unfähigkeit zur Synthese, zur dialektischen Integration
Spiegelt sich in 3 bipolaren Verhaltensdimensionen („dialektische Dilemmata des Borderline-Patienten“)
Therapieziele:
- 1. Kognitive Umstrukturierung
- 2. Ertragen von Widersprüchen und Vermittlung dialektischer Denkmuster („Sowohl-als-Auch“)
- 3. Problemlöse- und Fertigkeitentraining, soziale Kompetenz, Emotionalisierungsregulierung und Stresstoleranz
Therapeutische Schritte:
1. Aufbau eines Arbeitsbündnisses
Offen, klar und ehrlich kommunizieren, Vereinbarungen einhalten, klare Grenzen ziehen, vorurteilsfrei annehmen, Patient Kontrolle über Intimität geben, Überforderungen vermeiden
2. Auswahl der ersten Interventionen:
Arbeit an verhaltensnahen Problemen, die eine geringere Introspektion und Selbstoffenbarung erfordern.
„Die Krise der Woche“ bearbeiten: Ursachenanalyse, dadurch Schwerpunktbildung auf dysfunktionale interpersonelle Schemata und kognitive Grundannahmen.
Priorität auf Verringerung parasuizidaler, selbstschädigender und therapiegefährdender Verhaltensweisen (Grundsatz: „Patient muss den Therapeuten motivieren“, häufigere Termine und ggf. Therapieverlängerung nur, wenn Therapie gut läuft)
3. Abbau der Non-Compliance
Häufige Ursache:
- Bemühen, die eigene Unzulänglichkeit zu verbergen aus Angst vor Ablehnung
- Vermeidungsversuch von Scham- und Schuldgefühlen und erwartetem Versagen
- Wiederkehrender Test der Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit und Belastbarkeit des Therapeuten
- Angst vor zuviel Nähe und Abhängigkeit, da diese mit Hilflosigkeit und Verletzlichkeit gleichgesetzt wird.
4. Abbau des dichotomen Denkens
- Kriterienfestlegung, z.B. für Vertrauenswürdigkeit/Nicht-Vertrauenswürdigkeit
- In Realität Zuordnung bekannter Personen prüfen zu den Kriterien
Meist liegen diese zwischen den beiden Extremen:
= Beleg, dass die Dinge nicht nur schwarz oder weiß sind.
-> Folge: Rückgang intensiver emotionaler Reaktionen bei Rückgang extremer Bewertungen von Problemsituationen
5. Aufbau von Emotionskontrolle
Voraussetzung:
Frühzeitigere und differenziertere Wahrnehmung eigener Emotionen und Fähigkeit, diese auszudrücken. (Negative Gefühle gegenüber anderen werden unterdrückt aus Angst vor Ablehnung -> emotionaler Stress -> impulsiv-selbstschädigendes Verhalten: ‘Explosion bzw. Implosion’)
- Therapeut verbalisiert Gefühle in typischen Situationen und meldet sensibel nonverbale Signale zurück
- Therapeut hilft damit, vermiedene Gefühl wahrzunehmen
6. Verbesserung der Impulskontrolle
Bedingungsanalyse selbstschädigenden Verhaltens
Zugang zu eigenen Gefühlen
Funktionen selbstschädigenden Verhaltens sind:
- Andere oder sich selbst bestrafen
- Spannungsabfuhr bei emotionale Stress/Gefühlsbetäubung
- Hinweis auf die Ernsthaftigkeit eigener Probleme
7. Stärkung des Identitätssinnes
- Erfahrung eigener positiver Eigenschaften und sozialer Fertigkeiten (Grenzen setzen/Nein-Sagen) (Gruppentherapie!)
- Zugang zu eigenen Gefühlen und eigenem Körper (Körper-Wahrnehmungsübungen/nonverbale Therapien/Körperfürsorge)
- Aufarbeitung sexueller Missbrauchserfahrungen, die oft erst im Laufe des therapeutischen Prozesses erinnert werden (cave: „false-memory“)
1. Akzeptanz des Traumas
2. Verminderung von Selbstbeschuldigung („Identifikation mit dem Aggressor“)
1. Emotionale Vulnerabilität (Hoffnungslosigkeit, Zorn, Suizidalität, Impulsivität) | Selbst-Invalidierung (übermäßige Selbstkritik und –bestrafung; unrealistische Ziele) | |
2. Aktive Passivität (Muster erlernter Hilflosigkeit, starke Abhängigkeit und Verlustintoleranz) | Scheinbare Kompetenz (keine Generalisierungsfähigkeit von Kompetenzen über Stimmungslagen hinweg) | |
3. Permanente Krise (infolge Vulnerabilität, mangelnder interpersoneller Fähigkeiten, z.B. Angst vor Nähe Unklarheit über eigene Bedürfnisse Unfähigkeit der Abgrenzung, Problemlösung und Prioritätensetzung) | Gehemmte Trauer („Wenn ich zu weinen anfange, werde ich nicht wieder aufhören können zu weinen“) |
3. Zulassen der schmerzhaften Gefühle
4. Erfahrung der Akzeptanz durch selbstbestimmte Öffnung in kleinen Schritten
8. Thematisierung der Grundannahmen
- Überzeugung, machtlos und hilflos in einer feindlichen Welt zu leben im Rahmen schrittweiser Realitätsüberprüfungen und Verhaltensexperimente abschwächen.
- Erhöhte Selbstachtung durch Erfahrung der Annahme als Person durch den Therapeuten
(auch bei Offenbarung schlimmster Geheimnisse) dadurch Überwindung von Selbstablehnung - Lernen, mit Ablehnung umzugehen, wenn Patient mehr Offenheit und Nähe in Beziehungen riskiert